Lorenz Amann arbeitet an seinem Meisterstück.
HWK Schwaben

Der beeindruckende Lebensweg eines KirchenmalersDen Lebenstraum im Handwerk gefunden

Lorenz Amann aus Weißenhorn/Schwaben ist Kirchenmalermeister und studiert nun in der Schweiz

Auf den ersten Blick ist Lorenz Amann ein ruhiger, eher zurückhaltender, fast schon bescheidener junger Mann. Doch kommt das Gespräch auf seinen Beruf, sprüht der 22-jährige vor Begeisterung. Kirchenmalerei, Restaurierung und Denkmalpflege sind ihm in die Wiege gelegt, da ist er zu Hause.

Seit über 60 Jahren besteht die Weißenhorner Restaurierungswerkstätten Amann GmbH, die sein Großvater Kirchenmalermeister Ludwig Amann gegründet hat und die heute von seinen Eltern, Diplom-Restaurator und Kirchenmaler Johannes Amann und Diplom Farbdesignerin, Fachrichtung Denkmalpflege und Kirchenmalerin Nicola Spies geführt wird. Das weit über die Grenzen Bayerns  hinaus renommierte Unternehmen, ist anerkannt auf diesem Sektor und war maßgeblich in bekannten Großprojekten wie Schloss Neuschwanstein, Kloster Andechs, Schloss Linderhof, Kloster Ottobeuren oder der durch einen Brand fast völlig zerstörten Kapelle von Kloster Maria Medingen beteiligt. Dieses Unternehmen mit aktuell 12 Experten (Kirchenmaler, Stuckateur, Restauratoren) wird Lorenz Amann in den nächsten Jahren übernehmen und in der 3. Generation weiterführen.



Konsequente Schritte zum Meister

Um perfekt auf diese große Aufgabe vorbereitet zu sein, hat Amann bisher einen bemerkenswerten beruflichen Weg gemeistert. Nach dem Abitur 2017 im Fachbereich Gestaltungs- und Medientechnik, am Technischen Gymnasium der Ferdinand-von-Steinbeis Schule in Ulm hatte er zunächst ein Bauingenieurstudium in Betracht gezogen, doch das Handwerk ließ ihn nicht los. So entschied er sich für ein freiwilliges soziales Jahr in der Denkmalpflege. Dieses absolvierte er in der Werkstatt von Diplom-Restaurator Bruno Fromm in Parsberg. In der Oberpfalz und bei Fromm gefiel es Lorenz Amann so gut, dass er dort auch eine klassische Handwerksausbildung zum Maler und Lackierer mit Fachrichtung Kirchenmalerei und Denkmalpflege startete. „Es war eine super Zeit in Parsberg, denn ich konnte in einem tollen Team mitarbeiten und kam mit vielen interessanten Projekten und Experten zusammen“, berichtet Amann von seiner Ausbildungszeit. Diese schloss er auch mit Bravour ab und wurde 2020 Bayerischer Landessieger im Maler- und Lackiererhandwerk, Fachrichtung Kirchenmalerei und Denkmalpflege.



Mit diesen Arbeiten punktete Lorenz Amann. Von links Rekonstruktion einer Vase aus einem Deckenfresko, Meisterstück ¿Heiliger Laurentius¿ und Schmuckplatte für einen Ambo (Gesellenstück).
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Kirchenmalermeister Lorenz Amann bei der Feuchtreinigung eines frühbarocken Christus.
Die geschnitzte Holzfigur, die von Amann bearbeitet und gefasst wurde.



Landessieger und Jahresbestmeister

Mit dem Gesellenbrief in der Tasche, wechselte Lorenz Amann auf die Städtische Meisterschule für Vergolder und Kirchenmaler in München. „Wir waren eine ganz kleine Klasse mit insgesamt zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Acht waren im Bereich Kirchenmalerei und zwei bei den Vergoldern tätig. Das war eine wunderbare Lern- und Arbeitsatmosphäre und wir hatten hier die Möglichkeit wirklich in die Tiefen dieser beiden Berufe vorzudringen. Den Lehrkräften dort habe ich in meiner beruflichen Entwicklung auch viel zu verdanken“, denkt Amann gerne an seine Meisterausbildung zurück, die er ebenfalls als Jahresbestmeister abschloss. In seinem Meisterstück, einem gefassten (fachsprachlich für mehrschichtig bemalt) Heiligen Laurentius, kommt sein ganzes handwerkliches Können und seine Kreativität zum Ausdruck.



Zweites Standbein akademischer Restaurator

Seit Herbst 2021 studiert Amann nun an der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) in Mendrisio im schweizerischen Tessin, in der Spezialisierung Naturstein, Stuck und Wandmalerei. Dort möchte er den Abschluss Bachelor of Conservation and Restoration und in der Folge den Master erwerben. Zunächst musste er jedoch noch seine Italienischkenntnisse intensivieren, denn die Vorlesungen und Praktika sind durchgehend italienisch.

„Auch hier habe ich das Glück, dass wir im Semester eine ganz kleine Gruppe sind. Das restauratorische Aufgabengebiet beinhaltet die objektspezifische Konzepterstellung sowie die Umsetzung konservatorischer und restauratorischer Maßnahmen, in Absprache mit den zuständigen Fachbehörden“, erzählt Amann.

Um angemessene Maßnahmen an historischem Kulturgut vornehmen zu können, bedarf es im Studium einer breiten Kombination, aus geistes- und naturwissenschaftlichen Fächern. So liegt neben den künstlerischen Techniken der Fokus auf bauphysikalischen und chemischen Studieninhalten, welche erlauben komplexe Alterungsprozesse von historischem Kulturgut zu verstehen. Begleitet von  Professoren und dem Denkmalamt erfolgt die Anwendung der theoretischen Inhalte direkt am Objekt. Die Nähe zu Italien spiegelt sich auch in Objekten von höchster handwerklicher Qualität wider. „Die Verwendung von sowohl historischen als auch modernen Materialien und die Anwendung innovativer Techniken wie der Laserreinigung machen die Vielseitigkeit meines Berufes aus“, erklärt Amann die generelle Intention des Studiums. „Mein handwerkliches Fundament ist da natürlich Gold wert.“

Genau das ist das Spannende. Denn nirgendwo funktioniert die gleiche Rezeptur und neben einer exzellenten Fachkenntnis, sind auch umfassende naturwissenschaftliche Kenntnisse erforderlich. Hinzu kommt, dass er die neuesten Techniken nicht nur kennen, sondern auch beherrschen muss.

Für seine spätere unternehmerische Tätigkeit im heimischen Weißenhorn schafft er so eine perfekte Basis. Denn in der Denkmalpflege braucht es sowohl die handwerkliche Fähigkeit als auch die akademische Ausbildung, um wirklich Hervorragendes leisten zu können.